Das Leben umarmen

Das Thema der neuen Einfach JA hat mich wieder zu einem Bild inspiriert, das jetzt als Postkarte und als A3-Poster im Kunst-Shop erhältlich ist:

Sich berühren lassen.

Was für ein reiches Thema!
Darin liegen wahrlich viele Türen, durch die man in die verschiedensten Räume gelangt:
Körperliche Berührung, Zärtlichkeit, Streicheln, Lust, Liebemachen…

Gerade in diesen Zeiten mangelt es vielen Menschen an körperlicher Nähe, an menschlicher Berührung.
Ich habe in letzter Zeit immer wieder gehört, dass die Kontaktbeschränkungen für viele Menschen „ein paar Monate tragbar waren, doch langsam geht es wirklich an die Substanz“.

Es fehlt die Berührung, die Umarmung unter Freunden, der Händedruck zur Begrüßung, das Küsschen auf die Wange zum Abschied, das Beieinandersitzen und Händehalten auf der Parkbank…
All das sind Gelegenheiten, in denen wir die Haut eines anderen gespürt haben. Wir haben die Wärme des anderen gespürt, die Nähe, das Miteinandersein. Unter Liebenden oder innerhalb der Familie mag dies noch präsent sein, doch die kleinen Berührungen unter Bekannten oder Freunden werden weniger und weniger…

Ein anderer Aspekt ist die seelische Berührung.
Kunst und Kultur im öffentlichen Raum sind nun seit über einem Jahr fast durchgehend eingeschränkt oder untersagt.
Konzerte, Theateraufführungen, Lesungen, Kinoabende, Kabarettvorstellungen, Tanzveranstaltungen, Ausstellungen – all das sind Gelegenheiten, in denen unsere Seelen berührt werden und in denen wir andere Seelen berühren.
Gemeinsames Musizieren, gemeinsames Tanzen, gemeinsames Malen, Töpfern, Handarbeiten, Handwerkern – all das bringt unsere Seelen zum Schwingen und verbindet uns miteinander.

Erlaubt sind zur Zeit für Gruppen hauptsächlich Online-Angebote.
Die Menschen praktizieren gemeinsam Yoga über Online-Plattformen. Sie meditieren, schreiben, zeichnen, singen, träumen miteinander vor dem Bildschirm. Dies erweitert uns. Und es ist erstaunlich, welche Tiefe wir über dieses Medium erreichen können. Auch auf diese Weise ist Begegnung möglich. Immerhin…

Der Weg, den ich mit meinem Bild in diesem großen Thema einschlug, führte mich noch tiefer – bis hin zur Berührung mit dem Leben an sich.
Ich nenne das Bild Das Leben umarmen.

Das Leben umarmen


Das beinhaltet auch, dass wir erlauben, dass das Leben uns umarmt.
Wir schmiegen uns an das Leben. Es nimmt uns in den Arm. Wir spüren seinen Herzschlag. Das Leben spürt unseren Herzschlag. Haut an Haut. Wir atmen gemeinsam. Wir spüren die Nähe. Wir fühlen die Verbundenheit.

Wie erschaffen wir die hautnahe Berührung mit dem Leben, die Umarmung mit dem Leben?

Natürlich durch eben diese Dinge, die gerade so selten sind: Begegnung mit anderen Menschen. Gemeinsames Kreativ-Sein, gemeinsames Staunen, Freuen, Weinen, Teilen, Aneinander-Reiben, Austausch. Hier spüren wir das Leben durch die Begegnung mit dem DU.

Fällt das DU jedoch weg, bleiben nur noch ICH und das Leben…

Was tun, wenn ich allein bin?
Wen umarme ich, wenn ich Zärtlichkeit leben will?
Für wenn singe ich, wenn ich jemandem ein Lied schenken will?
Für wenn tanze ich, wenn ich jemandem einen Tanz widmen will?
Für wen male ich, wenn ich für jemanden ein Bild erschaffen will?

Wenn niemand anderes da ist, bleibt das Leben.
Es ist überall um uns herum. Es ist in der Luft, die wir atmen. Es ist in dem Licht, das durch das Fenster unser Haus erhellt. Es ist in den Vogelstimmen, im Rauschen des Windes in den Bäumen, im Plätschern des Regens. Es ist in den Steinen, den Bäumen, den Wolken…

Selbst wenn wir ganz allein sind, können wir das Pulsieren des Lebens in dem Raum, der uns umgibt, spüren. Es knistert, es wirbelt, es schwingt…
Wir können mit unserem Herzen, mit unserem Atem, mit unserem Bewusstsein, mit unserem Blick den Raum um uns herum umarmen. Wir können unsere Wange an die Wange des Lebens legen und seine Wärme spüren. Jetzt. Hier. In diesem Augenblick. An diesem Ort. Das kann uns niemand nehmen. Wir sind am Leben. Wir sind das Leben. Wir umarmen das Leben, indem wir es in unserer tiefsten Tiefe lieben und berühren, indem wir uns von ihm berühren lassen.

Finden wir Wege, diese Berührung zu einem wesentlichen Bestandteil unseres Lebens zu machen!
Manch einem hilft es, im Garten in der Erde zu wühlen. Manch einer legt sich mit dem Bauch auf den Waldboden. Manch einer spielt Musik auf einem Instrument oder singt. Manch einer geht Laufen. Manch einer streichelt ein Tierchen. Manch einer betet. Manch einer schaut in die Sterne. Manch einer schwimmt im Meer…

Was tut Ihr, um das Leben zu umarmen und diese Umarmung zu spüren?

12. Mai 2021

Posted In: NEU im Kunst-Shop

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2 Gedanken zum Artikel "Das Leben umarmen"

  • @Marion: Danke! ♥ Das ist wunderschön und passend… 🙂

  • Marion sagt:

    Raumklang

    Lausche still ich meinem Geist
    der sich reimend in mir preist,
    fühle ich mich so verbunden
    mit mir selbst in diesen Stunden.

    Purzeln Worte dann hervor,
    drängeln sanft sich an mein Ohr,
    fühle ich den wahren Zweck,
    nur ganz kurz, dann ist er weg!

    Es reicht aus um zu erleben,
    wie die Worte WELTEN weben,
    die, sobald sie hier besungen,
    schon im Weltenraum verklungen!

    Marion Dellinger

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